Strukturierte OSINT-Recherche im Bewerber-Screening
- Stefan Siegel
- 5. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Im Bewerbungsprozess können digitale Spuren wertvolle Zusatzinformationen liefern – vorausgesetzt, die Recherche erfolgt strukturiert und DSGVO-konform. Diese OSINT-Checkliste fokussiert sich auf den Einsatz in HR-Abteilungen und Compliance-Teams, um Bewerber:innen risikoorientiert zu prüfen, ohne rechtliche Grenzen zu überschreiten.

Warum strukturierte Recherchen unerlässlich sind
Open Source Intelligence (OSINT) ist ein wertvolles Werkzeug zur Validierung von Bewerberangaben, Aufdeckung von Täuschungen und Früherkennung potenzieller Risiken. In HR-Kontexten bedeutet dies: transparente Verfahren, dokumentierte Prozesse und die strikte Beachtung datenschutzrechtlicher Vorgaben.
Die OSINT-Checkliste für HR-Screenings im Detail
1. Zieldefinition & Risikobasierung
Anlass der Überprüfung festlegen (z. B. sicherheitsrelevante Rolle, auffällige Angaben)
Recherchetiefe nach Risikokategorie (Basis, erweitert, tief)
Positionsklassifizierung mittels Risikomatrix durchführen
2. Rechtliche Grundlagen prüfen & dokumentieren
Berechtigtes Interesse gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO prüfen
Alternativ: freiwillige Einwilligung bei tiefergehenden Prüfungen
Transparente Information im Bewerbungsprozess integrieren
Nur beruflich relevante Informationen verwenden
3. Quellen und Tools definieren (nur berufliche Netzwerke nutzen!)
LinkedIn: Analyse von Profilkonsistenz, Netzwerkstruktur, Aktivität –
Google / DuckDuckGo: Ergänzende Treffer mit Berufskontext
Wayback Machine: Frühere berufliche Darstellungen
Maltego (CaseFile): Netzwerkvisualisierung
HaveIBeenPwned: Prüfung auf beruflich relevante Datenleaks

4. Recherche durchführen & Ergebnisse sichern
Pflichtquellen strukturiert prüfen (Rechercheprotokoll verwenden)
Screenshots mit Zeitstempel sichern (Tool: Hunchly)
Objektive Bewertung und faktenbasierte Dokumentation (z. B. PDF/A, JSON)
5. Bewertung & Plausibilitätsprüfung
Ist die Information beruflich relevant und belegbar?
Abgleich mit Bewerbungsunterlagen (Redundanzcheck)
Quellentriangulation: Mindestens zwei unabhängige Nachweise
6. Ergebnisbericht & Dokumentation
Prüfformat mit Bewertungsmatrix (Konsistenz, Quelle, Aktualität, Relevanz)
Nur relevante Ergebnisse dokumentieren
Speicherung auf verschlüsselten Medien
Aufbewahrung maximal 6 Monate ohne Einwilligung
Praktische Hinweise für HR
Nur öffentlich sichtbare berufliche Profile analysieren (keine privaten Netzwerke)
Keine Tarnidentitäten oder Fake-Accounts verwenden
Bewerber:innen über Recherchezweck informieren
Ergebnisse nicht automatisiert bewerten (kein „Scoring“)
Bewerberreaktion bei Abweichungen berücksichtigen
Eine strukturierte, risikoorientierte OSINT-Prüfung erhöht die Qualität von Personalentscheidungen. Die vorgestellte Checkliste unterstützt HR- und Compliance-Teams bei der rechtssicheren Umsetzung beruflicher Background-Checks.
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